Gemeinsame Anreise zur Demo gegen die Ausländerbehörde in Bitterfeld am 25.04.23

+++ 25.04.2023 Gemeinsame Anreise zur Demo gegen die Ausländerbehörde in Bitterfeld +++

Wir treffen uns zur gemeinsamen Anreise um 13:30 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz am Hauptbahnhof Halle. Der Zug fährt um 13:50 Uhr auf Gleis 5.
Kommt zahlreich! Wenn ihr nicht genug Geld für ein Zugticket habt, könnt ihr uns am Bahnhof ansprechen, sodass wir euch ein Ticket ermöglichen.

Warum eine Demo? Dazu die Aufruferklärung der Betroffenen und Organisatoren via @menschenrechte_beibringen auf Instagram:

,, Im Januar 2023 haben wir einen offenen Brief an die zuständigen Behörden geschickt und ein Treffen gefordert, um unsere Misshandlungen und Diskriminierungen vorzubringen. Das wurde schlicht ignoriert. Seit unserer Ankunft als Schutzsuchende sind wir nicht ernst genommen worden. Unser Leben wurde als wertlos angesehen. Man hat uns zu lange zum Schweigen gebracht, jetzt ist es an der Zeit, dass wir uns Gehör verschaffen.

Deswegen fordern wir die Ausländerbehörde und das Sozialamt auf, sich mit unseren Forderungen zu befassen, andernfalls sehen wir uns gezwungen weitere Maßnahmen zu ergreifen, bis unsere Forderungen erfüllt sind. Wir fordern weiterhin Gerechtigkeit und gleiche Rechte für alle! Duldung Light ist: Demütigung, Prekarisierung, Repression, Isolierung, Angst und Abschiebung.

Hier sind unsere Forderungen:
➡️ Die sofortige Legalisierung von uns, die in Anhalt-Bitterfeld leben und überall
➡️ Freiheit, überall in Deutschland zu leben und zu arbeiten (Abschaffung der Residenzpflicht)
➡️ Bildung und Ausbildungsplätze für uns und unsere Kinder
➡️ Arbeitserlaubnisse für alle, die arbeiten wollen
➡️ Krankenversicherung für alle, ohne Ausnahme
➡️ Eine menschenwürdige Behandlung

Wann und Wo? Dienstag 25. April 2023 um 14h, Bahnhof Bitterfeld

Alle zusammen können wir uns gegen diese rassistische Behörde wehren. Mobilisiert euch!
Wir sind sehr engagiert in diesem Kampf, um das zu bekommen, was unser Recht ist. #KeinMensch istillegal! #Bleiberechtüberall! “

Unser Kontakt: refugeecommunitybw@gmail.com


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+++ 25.04.2023 Joint arrival to the Demo against the Ausländerbehörde in Bitterfeld +++ 
We meet for the joint arrival at 13:30 in front of he main station Halle. The train leaves at 13:50 on platform 5.
Come in numbers! If you don’t have enough money for a train ticket, you can talk to us at the station so that we can make a ticket possible for you.

Why a demo? Therefore the call of those concerned and organizers via @menschenrechte_beibringen on instagram:

,, As the Refugee Community Bitterfeld, we sent an open letter to the responsible authorities in January 2023 and demanded a meeting to bring forward our mistreatment and discrimination. This was simply ignored. Since our arrival as asylum seekers, we have not been taken seriously. Our lives have been considered worth nothing. We have been silenced for too long. Now it is time for us to make our voices heard.

That is why we are calling on the Social and Immigration Office to address our demands, otherwise we will be forced to take further action until our demands are met. We insist on justice and equal rights for all! Duldung Light is: humiliation, undermining, repression, isolation, fear and deportation!
These are our demands:

➡️The immediate legalization of us living in Anhalt-Bitterfeld and everywhere
➡️Freedom to live and work anywhere in Germany (abolition of the residence obligation)
➡️Education and vocational training places for us and our children
➡️ Work permits for all who want to work
➡️ Health insurance for all, without exception
➡️ Respect for the human dignity

When and Where? Tuesday, April 25th, starting at 2 pm, Train Station Bitterfeld
All together we can defend ourselves against this racist authority. Get mobilized!
We are deeply committed to fight for what is our right. No one is illegal! Right to stay everywhere!“

Our Contact: refugeecommunitybw@gmail.com


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+++ 25.04.2023  Arrivée commune a la Manifestation contre le Ausländerbehörde à Bitterfeld +++

Nous nous retrouvons pour une arrivée commune à 13h30 sur le parvis de la gare centrale de Halle. Le train part à 13h50 sur la voie 5.
Venez nombreux! Si vous n’avez pas assez d’argent pour acheter un billet de train, vous pouvez nous en parler à la gare afin que nous puissions vous aider à obtenir un billet.

Pourquoi une manifestation ? Voici la déclaration d’appel des personnes concernées et des organisateurs via @menschenrechte_beibringen :

,, En janvier 2023, nous avons envoyé une lettre ouverte aux autorités compétentes pour demander une rencontre afin de leur faire part de nos mauvais traitements et de nos discriminations. Cela a été tout simplement ignoré. Depuis notre arrivée en tant que demandeurs de protection, nous n’avons pas été pris au sérieux. Notre vie a été considérée comme sans valeur. On nous a fait taire pendant trop longtemps, il est maintenant temps que nous nous fassions entendre.

C’est pourquoi nous demandons à l’Office des étrangers et aux services sociaux de prendre en compte nos revendications, faute de quoi nous nous verrons contraints de prendre d’autres mesures jusqu’à ce que nos demandes soient satisfaites. Nous continuons à exiger la justice et l’égalité des droits pour tous ! La tolérance light, c’est : l’humiliation, la précarité, la répression, l’isolement, la peur et l’expulsion.
Voici nos revendications :

➡️ La régularisation immédiate de nous qui vivons à Anhalt-Bitterfeld et partout ailleurs.
➡️ La liberté de vivre et de travailler partout en Allemagne (abolition de l’obligation de résidence)
➡️ L’éducation et des places de formation pour nous et nos enfants
➡️ Permis de travail pour tous ceux qui veulent travailler
➡️ une assurance maladie pour tous, sans exception
➡️ Un traitement digne

Quand et où ? Mardi 25 avril 2023 à 14h, gare de Bitterfeld.

Tous ensemble, nous pouvons nous opposer à cette administration raciste. Mobilisez-vous !

Nous sommes très engagés dans cette lutte pour obtenir ce qui est notre droit. #Aucun être humain n’est illégal ! #Droit de rester partout ! “

Notre contact: refugeecommunitybw@gmail.com

Gegen den Abschiebestaat: Un_sichtbare Kämpfe um Bleiberecht und Selbstbestimmung (Podium im Rahmen der Bildungswochen gegen Rassismus am 22.März 2023)

Jeden Tag werden illegalisierte Menschen von der Gesellschaft ausgegrenzt und mit Gewalt in Länder (zurück-) gezwungen, aus denen sie aus verschiedenen Gründen geflohen oder ausgewandert sind, um eine bessere Zukunft zu finden. Die herrschende Politik der BRD mit ihren rassistischen Gesetzen verwehrt diesen Menschen damit das Recht auf Gleichbehandlung, Selbstbestimmung und Bewegungsfreiheit. Trotz jährlich zahlreicher Proteste von Betroffenen und solidarischen Bewegungen wie Welcome United, Unteilbar oder Solidariy City innerhalb der letzten Jahre, hält die tägliche Kriminalisierung von Flucht und Migration weiter an: Asyllager werden ausgebaut und neue Abschiebegefängnisse errichtet, Behördenwillkür und die Anonymisierung der Betroffenen dadurch gefördert und optimiert. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Welche gemeinsamen Kämpfe sind auch in Zukunft nötig sind, um eine solidarische Alternative und Gesellschaft für alle zu ermöglichen?

Darüber wollen wir mit verschiedenen Akteur*innen und Vertreter*innen selbstorganisierter Geflüchtetenorganisationen sprechen. Dabei soll es um vergangene und anhaltende Widerstandskämpfe, politische Strategien des Protestes und notwendige Bündnisse der Solidarität gehen. Wir laden alle interessierten oder bereits aktiven Menschen dazu ein sich und andere zu informieren und gemeinsam auszutauschen.

Eine Veranstaltung von Netzwerk Bleiben Halle.

Hinweise zur Veranstaltung:

Wann: Mittwoch, 22.3., 17-19 Uhr

Wo: Veranstaltungsort: Passage 13, Neustädter Passage 13, 06122 Halle (Saale)

Referent*in(nen):

– Women in Exile & Friends – Flüchtlingsfrauen werden laut
– Jugendliche ohne Grenzen
– No Border Assembly Berlin
– Netzwerk Bleiben Halle

– Die Veranstaltung findet vorraussichtlich auf Deutsch statt. Es wird eine Flüsterübersetzung für englisch und französisch geben. Meldet euch dafür bei Bedarf gerne vor Beginn der Veranstaltung.

– Die Teilnahme ist kostenfrei und der Veranstaltungsort barrierefrei zugänglich.

Ausschlussklausel: Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechten Szene zuzuordnen sind oder durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung treten oder bereits getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren und von dieser auszuschließen.

Link zur Veranstaltung: https://bildungswochen.de/events/gegen-den-abschiebestaat/

Danksagung

Vor einigen Monaten veröffentlichten wir einen Spendenaufruf, um mehr finanzielle Mittel zur Weiterführung und längerfristigen Planung unsere Arbeit zu haben. Als Folge haben uns einige Spenden von solidarischen Menschen erreicht. Für diese möchten wir uns hiermit herzlich bedanken. Ebenfalls bedanken wir uns bei allen, die unseren Spendenaufruf geteilt und weitergeleitet haben. Wir würden uns freuen, wenn wir auch in Zukunft weiter Unterstützung von euch erhalten egal in welcher Form. Informationen dazu findet ihr hier auf unserer Website. Schreibt uns gerne bei Fragen !

Euer Netzwerk Bleiben Halle

Spendenaufruf: Solidarität statt Abschiebung – Unterstütze die Kämpfe illegalisierter Menschen!

Hallo Menschen und Gruppen,

Die Antiabschiebe Initiative Netzwerk-Bleiben-Halle unterstützt seit langem illegalisierte Menschen, die von Abschiebung bedroht sind. Dabei suchen wir gemeinsam mit den Betroffenen nach Möglichkeiten, um ein direktes und langfristiges Bleiberecht zu realisieren. Notwendig dafür ist aber sehr viel Geld, dass für die Miete von Unterbringungsräumen, Lebensmittel, Anwält*innenkosten u.a. benötigt wird. Bislang wurde die Finanzierung dieser Unterstützung allein aus privaten Ressourcen von den Aktivist*innen unseres Netzwerkes getragen. Diese Mittel sind jedoch keine ausreichende und gesicherte Basis für den hohen Bedarf an Unterstützung, den viele illegalisierte Menschen benötigen.

Aus diesem Grund richten wir diesen Spendenaufruf an dich und euch alle. Mit deinen und euren Spenden möchten wir eine große und dauerhafte Finanzierungsstruktur aufbauen, die uns eine Planungsstabilität und vor allem mehr illegalisierten Menschen konkrete Unterstützung, Freiheiten und Rechte ermöglichen kann. Wenn du und ihr also Daueraufträge von z.B. 10 Euro pro Monat oder mehr an uns ermöglichen könntet, würde dies sehr weiterhelfen! Auch einmalige Spenden wären sehr hilfreich! Bei entsprechenden Möglichkeiten überweist eure Spende bitte an:

 

Konto: Kreiskirchenamt Halle, Saalesparkasse                               
BIC: NOLADE21HAL
IBAN: DE55 8005 3762 0386 0601 18
Verwendungszweck: Spende Geflüchtetenarbeit – NB  (Bitte immer mitangeben)                       Referenznummer: HS 3600/24/1910.00.2211

                                                                                                                                                                                

Wenn ihr weiteres Interesse an der Arbeit unseres Netzwerkes habt und auch weitgehender praktisch aktiv werden wollt, dann könnt ihr euch hier über alle Hintergründe und Möglichkeiten informieren: netzwerkbleibenhalle.blackblogs.org

Bei Fragen wendet euch gerne per Mail an uns:
netzwerk-bleiben-halle@systemli.org
(der PGP-key zum Verschlüsseln ist auf unserer Homepage zu finden)

Mit freundlichen Grüßen,

Netzwerk Bleiben Halle.

Hallo interessierte Menschen und künftige Unterstützer*innen

Wir freuen uns, dass ihr auf unsere Website gestoßen seid und vielleicht auch überlegen möchtet praktisch aktiv zu werden. Wenn ihr persönliche Unterstützungsmöglichkeiten für illegalisierte Menschen seht, könnt ihr von nun an Kontakt zu uns aufnehmen.
 
Solltet ihr etwas spenden können, was uns sehr helfen würde, da wir für die Unterbringung und Unterstützung von Menschen mehrere hundert Euro im Monat benötigen, überweist eure finanzielle Unterstützung bitte auf folgendes Bankkonto:
 
Kreiskirchenamt Halle, Saalesparkasse         
BIC: NOLADE21HAL                   
IBAN: DE55 8005 3762 0386 0601 18         
Verwendungszweck: Spende Geflüchtetenarbeit – NB                   
Referenznummer: HS 3600/24/1910.00.2211                           
 
Wir freuen uns über jeden kleineren und größeren Solidaritätsbeitrag von euch! Besonders monatliche Daueraufträge von z.B. 10 Euro helfen uns weiter.

An dieser Stelle müssen wir noch darauf hinweisen, dass wir aufgrund des sehr hohen Bedarfes an Unterstützung und sicheren Wohnräumen, jedoch begrenzt vorhandenen Ressourcen, nicht versprechen können allen Menschen helfen zu können. Abhängig von unseren zur Verfügung stehenden Mitteln versuchen jedoch alles Mögliche zu tun, um so vielen Menschen wie möglich Unterstützung zu leisten.

Wenn ihr sonst noch Fragen an uns habt oder unseren Newsletter bekommen wollt, um über die weiteren Aktivitäten des Netzwerks auf dem Laufenden gehalten zu werden, schreibt uns gerne eine Mail an: netzwerk-bleiben-halle@systemli.org 
 
Für verschlüsseltes Schreiben ist hier unser PGP Schlüssel.
 
Danke für euer Interesse und eure Unterstützung! Mehr Infos folgen!
 
Lasst uns gemeinsam mit den Betroffenen gegen die Abschiebemaschinerie aktiv werden! Solidarität muss praktisch werden!  Keine Abschiebung, nirgendwohin!
 

Unser Artikel erscheint im Transit Magazin

Kein Mensch ist illegal.

Das Netzwerk-Bleiben-Halle sucht nach solidarischen Antworten auf die Abschiebepraxis

Jeden Tag werden Menschen aus Deutschland abgeschoben. Viele leben mit der ständigen Gefahr, von den staatlichen Behörden mit Gewalt an andere Orte und unsichere Lebensumstände gezwungen zu werden. Das Netzwerk-Bleiben will in Halle eine Unterstützungsstruktur ermöglichen, um der Abschiebepraxis konkrete solidarische Antworten vor Ort entgegenzustellen. Dafür sucht es Unterstützer*innen.

Transit: Das Netzwerk-Bleiben-Halle will sich dafür einsetzen, Menschen zu unterstützen, denen akut eine Abschiebung droht. Warum braucht es einen solchen Zusammenschluss in Halle?

Netzwerk Bleiben: Abschiebungen sind brutaler Alltag und Teil des rassistischen Systems und Normalzustandes in Deutschland. Die davon betroffenen Menschen müssen in permanenter Unsicherheit leben und – meist auf sich allein gestellt – gegen die Asylbehörden ankämpfen. Darum suchen viele illegalisierte Menschen auch hier in Halle nach Unterstützungsmöglichkeiten, um nicht vom deutschen Staat verhaftet und verschleppt zu werden. Für den Großteil der Gesellschaft bleibt die prekäre Lebenssituation der Betroffenen meist jedoch unsichtbar, ebenso wie die behördliche Planung und Durchführung der Abschiebepraxis, die auch von den Behörden in Halle organisiert wird. Regelmäßig finden dabei auch Abschiebungen vom Flughafen Leipzig-Halle statt. Menschen werden von hier aus an Orte gezwungen, die sie verlassen haben, um für sie unerträglichen Lebensbedingungen zu entgehen oder auch einfach nur, um eine bessere Zukunft zu finden. Dabei ist bekannt, dass es bei Abschiebungen immer wieder zu Rechtsbrüchen seitens der ausführenden Behörden kommt. Unter anderem werden Familien getrennt und betroffene Menschen misshandelt. Zu dieser Behördenwillkür zählt auch die Inhaftierung der Betroffenen, für die das Land Sachsen-Anhalt die Abschiebegefängnisse anderer Bundesländer benutzt, ebenso wie die monate- bis jahrelange Unterbringung eingewanderter Menschen in großen Sammellagern, um sie von sozialer und informeller Unterstützung zu isolieren und dadurch Abschiebungen leichter und ungestört durchführen zu können. Diese Wirklichkeit tritt meist jedoch in den Hintergrund angesichts einer menschenverachtenden Migrationspolitik, die getragen wird durch den Rassismus im Alltag, in den Medien, Parteien und von rechter Hetze zur Entmenschlichung und Entrechtung migrierter und geflüchteter Menschen. Es braucht deshalb eine solidarische Antwort und Praxis, welche die Situation der Betroffenen in den Mittelpunkt stellt und Menschen zusammenbringt statt voneinander trennt.

Als Zwangsmaßnahme sind Abschiebungen nach geltendem Asylrecht möglich und werden als solche – selbst in Zeiten einer globalen Pandemie – durchgeführt. Warum haltet ihr die Abschiebepraxis für falsch und was entgegnet ihr Menschen, die Abschiebungen mit juristischen Argumenten rechtfertigen?

Unabhängig von den Folgen und asylpolitischen, sowie juristischen Debatten und Entscheidungen um die ,,richtigen Vorraussetzungen und Bedingungen“ der Abschiebepraxis, widersprechen Abschiebungen grundlegend der Gleichbehandlung aller Menschen aufgrund rassistischer Kategorisierungen (wie Herkunft, Aussehen, Sprache, Nationalität und anderen zufälligen Merkmalen), sowie dem daraus resultierenden Selbstbestimmungsrecht jedes Menschen über den Aufenthaltsort und die eigenen Lebensbedingungen selbst zu entscheiden. Dem entgegen wird das Asyl-und Rechtssystem bewusst dazu missbraucht, um eingewanderten Menschen die gesellschaftliche Teilhabe zu erschweren oder sie ganz davon auszuschließen. Die Erklärung von ,,gerechten Asylentscheidungen“ dient den Regierungen und Behörden lediglich als Vorwand, um jede Gewalt und Rechtsübertretung bei Abschiebungen als ordnungsgemäße Maßnahme zu rechtfertigen. Ob ein Mensch Asyl erhält oder nicht, hängt jedoch maßgeblich davon ab, ob zuständige weiße Sachbearbeiter*innen und Richter*innen Fluchtbegründungen als glaubwürdig und genügend erachten oder nicht. Betroffenen wird von Behörden oft willkürlich unterstellt, keine nötigen und beweisbaren Fluchtgründe zu haben. In sehr vielen Fällen werden Asylanträge von den deutschen Behörden nicht einmal bearbeitet, weil andere EU Staaten für sie verantwortlich gemacht werden. Mit diesen ungerechten, willkürlichen und vor allem rassistischen Asylurteilen über Menschenleben muss Schluss sein.

Wie müsste das Asylsystem eurer Meinung nach aussehen, um staatlicher Willkür vorzubeugen?

Es braucht kein Asylsystem, sondern die Abschaffung von Grenzen und stattdessen sichere Reisewege. Es braucht eine solidarische Alternative zu staatlicher Verfolgung, Nationalismus und Kapitalismus. Millionen von Steuergeldern werden jährlich in den Ausbau und Betrieb von Sammellagern, Abschiebegefängnissen, Securities und Behörden investiert statt in die Förderung von schnellen Ankunftshilfen und Teilhabemöglichkeiten. Bereits seit Jahrzehnten gibt es jedoch Alternativen zu einem solchen System. Die sogenannten „Sanctuary Cities“ in den USA etwa, die illegalisierten Menschen legale Aufenthaltsmöglichkeiten bieten und gleichberechtigten Zugang zu sozialer und wirtschaftlicher Teilhabe, können u.a. als realistisches Beispiel dienen, wie Städte und Gesellschaften sich auf sozialer und politischer Ebene der Abschiebepraxis staatlicher Behörden widersetzen und emanzipatorische Gegenalternativen aufbauen können, durch die eingewanderte Menschen schnell zu eigenständigen Nachbar*innen und Kooperationspartner*innen werden, um an der Gesellschaft von Beginn an konstruktiv mitzuwirken.

Die Spielräume, mit lokalen Strukturen das rassistische Asyl- und Rechtssystem der BRD zu überwinden, fehlen in Halle jedoch bislang. Auch wenn die Stadt Halle sich im Jahr 2018 als ,,sicherer Hafen“ bekannt hat, mit dem Versprechen, Menschen die in Seenot geraten sind aufzunehmen und ihnen Sicherheit zu bieten, blieb es bis jetzt bei diesen bloßen Lippenbekenntnissen. Die systembedingte Untätigkeit behördlicher Strukturen bis zum jetzigen Zeitpunkt macht die Notwendigkeit von zivilgesellschaftlicher Unterstützung auch auf lokaler Ebene deutlich.

Das Ziel einer solidarischen Gesellschaft, in der alle Menschen gleichberechtigt zusammenleben und gemeinsam entscheiden können, wie sie leben wollen, ist die einzige Zukunft, die menschlich und lebenswert ist. Damit verbunden ist die Alternative für alle Menschen, sich aus einem System zu lösen, das durch Hierarchien, Ausgrenzung und Ausbeutung definiert ist. Bis dahin ist es leider noch ein langer Weg, für den es Strukturen wie das Netzwerk-Bleiben.Halle braucht.

Welche solidarischen Antworten können der Abschiebepraxis konkret – auch hier in Halle – entgegengesetzt werden?

Schon immer stehen Migrant*innen-Communities zusammen und kämpfen gemeinsam gegen Abschiebungen, indem sie sich gegenseitig sichere Schlafplätze zur Verfügung stellen. An diesen Widerstand anschließend haben sich in ganz Deutschland mehrere sogenannte ,,Bürger*innen-Asyl’’-Initiativen gegründet. Auch wir als ,Netzwerk-Bleiben’ knüpfen daran an. Das Netzwerk hat sich 2019 aus einer Gruppe von postmigrantischen und weißen Menschen gegründet, um Menschen zu unterstützen, die von Abschiebung bedroht sind und Hilfe suchen. Die Idee ist dieselbe: Sichere Unterkünfte durch Privatpersonen zu vermitteln. Mit den untergebrachten Menschen suchen wir dann nach Möglichkeiten, wie sie ein langfristiges Bleiberecht erlangen können.

Dabei ist von zentraler Bedeutung, dass die Stimmen und Perspektiven der unterstützten Menschen im Vordergrund stehen und ihre selbstbestimmten Entscheidungen und Kämpfe gestärkt werden.

Das Netzwerk verfolgt als vorrangiges Ziel den Ausbau eines Netzwerkes in und um Halle (Beratung, Vermittlung, direkte Hilfe) in Kooperation mit anderen Gruppen. Langfristig besteht die Aufgabe darin, bestimmenden Einfluss auf die Politik und den öffentlichen Diskurs zu nehmen, der über Asyl und Abschiebung geführt wird. Damit soll der stetig wachsenden Verschärfung und Anonymisierung des Abschiebesystems und der europäischen Abschottungspolitik insgesamt entgegengewirkt werden. Nur wenn viele Menschen sich zu solidarischem Handeln bereit erklären, kann gemeinsam eine breite Bewegung und politische Kraft erzeugt und mitgetragen werden, die die öffentliche Rechtfertigung für Abschiebungen und deren Durchführung unmöglich machen.

Welche Rolle nehmt ihr als Netzwerk in der Unterstützung ein?

In der Praxis wirken wir als Vermittlungs- und Begleitstelle für abschiebebedrohte und aufnahmebereite Menschen  und ermöglichen weitergehende Hilfen. Dafür müssen einige Voraussetzungen erfüllt werden, für die wir auf eine breitere Unterstützung angewiesen sind. So suchen wir z.B. Menschen, die ein freies Zimmer zur Verfügung stellen können, oder auch solidarische Unterstützung im Alltag anbieten, sei es bei Behördengängen, Rechtsberatungsterminen, oder ärztlichen Besuchen. Dabei sind wir als Netzwerk auf finanzielle Unterstützung angewiesen, um Kosten für Lebensmittel, Anwält*innen oder Miete decken zu können. Und letztlich lebt ein solches Netzwerk davon, dass die Ideen weiter verbreitet werden, um mehr Menschen einbinden zu können und um auf die öffentliche Debatte zum Thema Abschiebungen und Asyl Einfluss zu nehmen. Grundsätzlich gilt: je mehr Menschen dabei unterstützen wollen, desto mehr und weitreichender kann den betroffenen Menschen geholfen werden!

Auch in anderen Städten gibt es bereits Netzwerke, die von Abschiebung bedrohte Menschen unterstützen. Informationen dazu finden sich u.a. unter aktionbuergerinnenasyl.de