Was ist das Netzwerk Bleiben.Halle ?

Das Netzwerk Bleiben.Halle unterstützt Menschen, die von Abschiebung bedroht sind und Hilfe suchen. Dafür vermitteln wir u.a. sichere Unterkünfte bei Privatpersonen, um gemeinsam ihre Verhaftung und Abschiebung zu verhindern. Mit den in Sicherheit gebrachten Menschen suchen wir dann nach Möglichkeiten, wie sie ein langfristiges Bleiberecht erlangen können. Denn für uns ist klar: Kein Mensch ist illegal, kein Mensch darf abgeschoben werden! Gemeinsam mit vielen anderen antirassistischen Bewegungen setzen wir uns für eine solidarische Gesellschaft ein, in der alle Menschen willkommen sind – unabhängig von Herkunft, Aufenthaltspapieren oder wirtschaftlichem Nutzen. Alle Menschen sollen gleichberechtigt zusammenleben und gemeinsam entscheiden können, wie sie leben wollen.

 

Warum braucht es diese Initiative?

Jeden Tag werden Menschen durch Abschiebungen gezwungen in Länder zurückzukehren, aus denen sie aus unterschiedlichen Gründen wie Krieg, Diktatur, Armut oder Perspektivlosigkeit migriert oder geflohen sind. Sie kamen erst vor kurzem hierher oder bereits vor vielen Jahren, um in Frieden, Freiheit, Gesundheit oder Selbstbestimmung zu leben. Diese grundlegenden Menschenrechte werden ihnen durch das hier herrschende Asylsystem von Beginn an verwehrt. Die Gründe für ihre Flucht oder Migration werden nicht anerkannt, Selbstbestimmung wird ihnen abgesprochen. Daran ist eine rassistische Gesetzgebung genauso beteiligt wie die Hetze durch politische Parteien und Medien. Zahlreiche Abschiebungen werden so gewaltsam an Menschen begangen, oftmals vor den Augen der Öffentlichkeit versteckt. Meist nachts werden die betroffenen Menschen verhaftet, in Abschiebegefängnissen eingesperrt oder direkt in die Abschiebeflugzeuge gezwungen. Auch der Flughafen Leipzig/Halle ist eine zentrale Drehscheibe der Abschiebemaschinerie. Auch dort, direkt vor unserer Haustür werden Abschiebungen selbst bei kranken und schwangeren Menschen und unter Trennung von Familien durchgesetzt. Für die betroffenen Menschen bedeutet dies, jede Existenzgrundlage zu verlieren und meist mittellos vor mangelhafter Versorgung, Obdachlosigkeit und einer ungewissen Zukunft zu stehen. In vielen Zielländern von Abschiebungen besteht zudem die hohe Gefahr von Verfolgung, Inhaftierung, Folter und Tötung, die oftmals eine erneute Flucht unter Einsatz ihres Lebens notwendig macht – auch wenn diese zu angeblich sicheren Herkunftsländern erklärt wurden.

Immer wieder leisten Menschen aus Angst vor dieser Zukunft verzweifelten Widerstand gegen ihre Abschiebung. Die Bedrohung zwingt viele, vor den Behörden unterzutauchen und damit ein illegalisiertes Leben in extrem schwierigen und unsicheren Verhältnissen inkaufnehmen zu müssen. Diesen Menschen fehlen meist Unterstützer*innen, die ihnen sichere Aufenthaltsorte und rechtliche Hilfe bieten. Als Netzwerk Bleiben versuchen wir, diese fehlende und dringend benötigte Unterstützung zu organisieren. Nur wenn viele solidarische Menschen, Gruppen und Initiativen zusammenarbeiten, können Abschiebungen gestoppt werden.

 

Wie lässt sich diese Unterstützung konkret vorstellen?

In der Praxis sind wir Vermittlungs- und Begleitungsstelle für schutzsuchende und aufnahmebereite Menschen. Grundlage dafür ist, dass Privatpersonen Wohnraum zur Verfügung stellen, in dem von Abschiebung bedrohte Menschen zwischenzeitig unterkommen können. So können wir gemeinsam Abschiebungen direkt verhindern. Wir unterstützen aufnahmebereite Menschen praktisch, rechtlich und finanziell. Mit den untergebrachten Menschen versuchen wir, auf verschiedenen Wegen ein langfristiges Bleiberecht zu erkämpfen, beispielsweise durch Klagen gegen Behördenentscheidungen oder der Überbrückung von Fristen, nach denen die hiesigen Behörden für Asylverfahren zuständig werden. Unabhängig von Bleibemöglichkeiten wollen wir den betroffenen Menschen vor allem Freiräume und soziale Gemeinschaften eröffnen, in denen sie selbstbestimmt leben, mitgestalten und sich Zuhause fühlen können.

Daneben versuchen wir, den Stimmen von durch Abschiebung betroffenen Menschen, ihren Erfahrungen und Meinungen eine Öffentlichkeit zu verschaffen. Auf diese Weise kämpfen wir mit den Betroffenen gegen die tägliche Entrechtung, Ausgrenzung und Gewalt der Abschiebebehörden und gegen die rassistische und migrationsfeindliche Stimmungsmache in Politik, Medien und Gesellschaft. Wir ermutigen andere Menschen dazu, gemeinsam mit den Betroffenen und uns gegen die Abschiebemaschinerie aktiv zu werden.

 

Welche Personen stehen hinter Netzwerk Bleiben.Halle ?

Als Initiative haben wir uns im Sommer 2019 aus einer kleinen Gruppe von postmigrantischen und weißen Menschen gegründet. Seitdem sind wir ein wachsendes Netzwerk solidarischer Gruppen und Einzelpersonen, die geflüchtete und von Abschiebung bedrohte Menschen zur Seite stehen. Uns verbindet der Kampf gegen Abschiebungen, Asylsysteme, Integrations-Dogmen und die Kriminalisierung und Verhinderung von Flucht und Migration durch die herrschende Politik und Staatengewalt.

Dass täglich zahlreiche Menschen abgeschoben werden, macht uns traurig und wütend. Wir sehen in dieser Gruppe die Chance, konkret Menschen in Not zu unterstützen und gegen den Abschiebestaat und Polizeigewalt anzukämpfen. Wir sehen uns als Teil einer antirassistischen Bewegung, die sich für eine solidarische Gesellschaft einsetzt. Wir wollen eine Welt verwirklichen in der alle Menschen willkommen sind unabhängig von ihrer Herkunft, Aufenthaltspapieren oder wirtschaftlichem Nutzen. Alle Menschen sollen uneingeschränkt reisen, zusammenleben und gemeinsam entscheiden können, wie sie leben wollen. Wir wollen Sand im Getriebe der Abschiebeindustrie sein und uns alle dazu ermutigen, solidarisch miteinander zu kämpfen!